1. Bosnienreise Teil 1, Teil 2
2. Bosnienreise Teil 1, Teil 2
Haus in Srebrenica
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Washington
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Hotel in Srebrenica
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Haus in Srebrenica
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Schulhof
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Schule
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Friedhof in Srebrenica
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Mahnmal in Srebrenica
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Mahnmal
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Lager
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Finnen
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Konvoi
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Tafel Brunice
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Konvoi
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Kaffee mit den Finnen
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Ruine in Brunice
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Ein Mädchen und ihre Oma
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Häuser in Brunice
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Brunice
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Hausnummer in Brunice
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Landl bei der Verteilung
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Landl bei der Verteilung
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Landl bei der Verteilung
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Landl bei der Verteilung
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Smajl in Brunice
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Häuser in Brunice
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Im Vordergrund ein provessorischer Pflug
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Im Hintergrund: Peter
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Häuser in Brunice
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Gedenktafel
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1. Bosnienreise Teil 1, Teil 2 |
3. Tag: Zuerst einmal muss man von der dritten Nacht erzählen. Als ich nämlich den gestrigen Tagesbericht geschrieben habe, konnte ich meinen Atem als Dampfwolke sehen, so kalt war es im Zimmer! Und wer in der Früh nicht schnell genug war (wie zum Beispiel die beiden Schinken), musste sich damit abfinden, dass das Wasser bereits aufgebraucht war! Oder waren die Leitungen inzwischen abgeforen? Naja, ein kräftiges Frühstück lenkt uns von den Gedanken an den sibirischen Härtetest der vergangenen Nacht ab. Um 08:00 Uhr geht es zum Lager. Wir beladen die Fahrzeuge der SFOR-Truppen aus Finnland und Amerika. Davor aber machen Peter und ich noch einen Abstecher nach Srebrenica. Dort hat sich nichts geändert - trist und abschreckend trostlos wie im letzten Sommer! Davor aber - in der Ortschaft Potocari tut sich etwas. Dort steht die Fabrik, an deren Verladerampe tausende Männer von ihren Familien getrennt wurden und zur Massenexekution geschickt wurden. Auf der anderen Straßenseite stand bisher ein lieblos hingestelltes Mahnmal (siehe Bericht vom Sommer) - mehr war den Behörden der "Republica Srbska" das Gedenken an das Massaker nicht wert. Inzwischen ist es inmitten von Baumaschinen fast nicht mehr zu finden - es entsteht dort jetzt immerhin ein riesiger Friedhof. Inzwischen wurden von den tausenden Opfern 600 gefunden - sie werden demnächst hier bestattet. Nachdem wir ein paar Fotos gemacht haben, verlassen wir diesen Schreckensort schnell wieder. Die ausgelassene Stimmung beim Lager tut uns jetzt ehrlich gut. Vor allem unser Freund "Landl" übertifft sich wieder einmal selber! Da Doraja im westlicheren Teil von Bosnien zu tun hat, ist er hier so etwas wie der "Vize-Präsident" - er ist aber eher unser "Witze-Präsident"! Und da auch ein paar sehr charmante Damen in Uniform zugegen sind, läuft er regelrecht zur Höchstform auf! Es ist natürlich eine schöne Arbeit, wenn man mit den absolut kooperativen SoldatInnen der verschiedenen SFOR - Truppen zusammen einen Hilfstransport duchführt. Man weiß, dass man hier Menschen helfen kann und dass dieses Projekt absolut Hand und Fuß hat. BhB hat sich mehrere Ortschaften ausgesucht, die besonders schlimm betroffen waren und dort wird wirklich ganze Arbeit geleistet. Doch mit Holzhaus-Aufstellen, Hilfspakete abliefern usw. ist es nicht getan! Man braucht wirklich viel Fingerspitzengefühl, wenn man mit Helfen nicht demütigen will. Daher gibt es eine Liste, auf der genau steht, welche Familie was bekommt. Sie sind also nicht einfach Almosen-Nehmer, sondern "Empfänger" einer nur für sie gedachten und auf ihre Bedürfnisse zugeschneiderten Hilfslieferung - welche Arbeit! Und immer wieder wird kontrolliert, nachgefragt und hinterfragt! Hat jedes Haus noch die ursprünglich dafür gedachten Bewohner? Hat es mit dem Wasser und dem Strom geklappt? Alleine um die gerechte Verteilung der mitgebrachten Werkzeuge zu bewerkstelligen, sitzt man noch über eine Stunde beim "Bürgermeister"! Und als Landls krakelige Schrift das ganze Dokument noch eher zu einem Geheimdokument macht, das sonst keiner lesen kann, kommt sogar noch unser Laptop und Drucker zu Einsatz - in den Hügeln über Srebrenica, irgendwie ein seltsamer Anblick! Doch wir verabschieden uns kurz nach dem Mittagsessen von unseren Freunden, weil wir noch am Abend in der Nähe von Banja Luka erwartet werden. Schließlich steht am Samstag ein Treffen mit Sead in Prijedor auf dem Plan. Luftlinie ist das ja keine Strecke - aber bei diesen Straßen! Wir fahren sogar den Umweg über Kroatien, weil uns die dort gebaute Autobahn einige Zeit sparen hilft - fünf Stunden Fahrtzeit werden es dann doch! Heute schlafen wir in Laktasi. |
4. Tag: Wir fahren gleich in der Früh nach Prijedor und treffen Sead.
Jasminka ist gerade in Italien und lässt sich gemeinsam mit anderen Frauen
zur Agrarfachfrau ausbilden. Erst vor kurzem wurde der Leichnam einer ihrer
drei Brüder gefunden und identifiziert. Ein erster kleiner Schritt in
Richtung Abschied-nehmen und Aufarbeitung kann nun endlich getan werden,
aber vor dieser tapferen Frau liegen sicher noch viele trostlose Stunden der
Ungewissheit.
Und Sead, der eigentlich so viel um die Ohren und die die Verantwortung für
so viele Projekte und Menschen hat, nimmt sich die Zeit mit BhB einige
Familien zu besuchen, die das Team von BhB in letzter Zeit "entdeckt" und in
den Kreis ihrer ganz speziellen Schützlinge aufgenommen hat. Da ist z.B. der
unglaubliche Ivo und seine Schwester, die in den Hügeln über Ljublia wohnt -
genau oberhalb der Minen, in denen die meisten Opfer der Massaker noch heute
vermutet werden. Dieser beeindruckende Mann - schätzungsweise weit über 70
Jahre alt - hat im zweiten Weltkrieg beide Unterschenkel verloren und bewegt
sich seither auf den Knien fort - die in einer Art Strumpf-Schuh stecken. Er
pflegt hingebungsvoll seine alte Schwester. Beide misstrauisch nach all dem
Leid, das sie erleben mussten und nach all den schlechten Erfahrungen, die
sie auch mit scheinbar friedlichen Nachbarn machen mussten. Doch als die
Autos von BhB um die Ecke biegen, geht in dem gütigen Gesicht die Sonne auf!
Wirkliche Hilfe hat er eigentlich bisher fast immer abgelehnt - da gäbe es
noch viele, denen es viel schlechter ginge! Aber der Besuch ist eine
willkommene Abwechslung in dieser Einsiedelei. Und schon bald versteht man,
warum alle Mitarbeiter von BhB immer von "ihrem" Ivo schwärmen. Diese
Gesichtszüge spiegeln eine derartige Herzenswärme und Güte. Keine Spur von
Verbitterung trotz all des erlittenen Leides. Und Ivo bekommt heute ein
besonderes Geschenk - nämlich uns zwei. Er hat ein altes Akkordeon, auf dem
man nicht mehr alle Tasten verwenden darf, wenn man Misstöne vermeiden will.
Aber flugs habe ich es umgehängt und schon geben wir den beiden Geschwistern
ein Ständchen. "Wo der Wildbach rauscht" - ein uraltes Lied, mit dem wir
auch in einem Unterinntaler Krankenhaus einmal ziemlich Eindruck geschunden
haben, wird vorgetragen. Die beiden waren die aufmerksamsten Zuhörer, die
sich ein Künstler wünschen kann. Aber im Gesicht der Schwester hat sich
heute Traurigkeit breit gemacht, die einfach nicht wirklich verschwinden
will. Und daher bemühe ich noch einmal meine Jodel-Künste mit dem Lied "Wann
i von der Alm obi geh" - Bluatschink-Konzert-Besucher erinnern sich
vielleicht an die Geschichte von der Sozialstudie in der Pariser U-Bahn, wo
dieses Lied auch schon zum Einsazt kam. Während allerdings die Pariser nicht
wirklich zu begeistern waren, gelingt es mit diesem Lied wirklich, die
beiden Alten zum Lachen zu bringen!
Weniger erfreulich ist der Besuch bei einer Frau, die vom Schicksal wirklich
auf eine harte Probe gestellt wurde: Das erste Kind, ein Mädchen, kam
behindert zur Welt und auch die Zwillinge - zwei Buben, die kurz darauf
folgten - waren behindert! Bei einem der beiden verschlimmerte ein
Zecken-Biss die Situation und das Mächen ist diesmal gar nicht zu Hause -
ein Tumor muss operiert werden! Und als wäre das noch nicht genug, erzählen
uns die BhB-Leute von dem alkoholsüchtigen Schwiegervater, der auch vor
Gewalt nicht zurückschreckt! Und mit diesen drei behinderten Kinder wohnt
sie im ersten Stock, der Schimmel an allen Wänden und die Kinder laborieren
die ganze Zeit an Bronchitis und anderen Erkrankungen, die mit den
unmöglichen sanitären Verhältnissen zusammenhängen. Hier wurde der
Entschluss gefasst, dass dieser Frau und ihren Kindern in einem BhB-Holzhaus
das Leben wenigstens ein kleines bisschen leichter gemacht werden soll -
finanziert von Bluatschink-Fans!
In Prijedor helfen wir noch dabei, Hilfspakete zu verteilen und wieder hören
wir von den Plänen, die Sead für die ganze Region hat. Und dabei wird jedem
geholfen, egal ob Serbe, Kroate oder Muslim! Wenn man bedenkt, was dieser
Mann im KZ erdulden musste und was seine serbischen Peiniger ihm alles
angetan haben, ist man wirklich versucht, ihn für einen fast-schon-Heiligen
zu halten. Aber solche Gedanken wären ihm natürlich gar nicht recht! Als er
- auf ca. 40 Kilo abgemagert - die KZ-Zeit überlebt hatte und dann noch zur
Flucht nach London gezwungen war, da hat er sich geschworen, dass er wieder
zurück kehren würde und sein Leben in den Dienst einer besonderen Sache
stellen würde. Am Abend gibt es wieder einmal ein Konzert in Alexandrovac - dem Heim für Drogensüchtige junge Männer. Während wir die Jungs beim ersten Mal noch mit unserer Musik und unseren humorvollen Einlagen überrascht hatten, war diesmal die Vorfreude schon sehr groß. Und sie hatten auch wieder einige Lieder einstudiert! Also wechselten wir uns ab und brachten die ganze Hütte schon bald zum Kochen! |
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