Und er marschiert

1. Då wo er hearkennt isch,
då hängt å heind no
dahoam im Herrgottswinkl a Hitlerbild.
Då wo er hearkennt isch,
då saht ma heind no:
Des wå der Adolf deht geto håt,
isch doch halb so wild!

Då wo er hearkennt isch,
då håt´s amål oan khåt,
der håt a oagene Moanung khåt,
den håt ma zahmag´schlogt - Ohh!

UND ER HÅT SO SCHNALL GLERNA,
HÅT DES SPIEL SO SCHNALL KAPIERT
UND HEIND SCHLÅGT ER ZRUGG -
UND ER MARSCHIERT!

2. Då wo er hearkennt isch,
då saht ma heind no
zu oam, der z´viel verlångt: A so a Jud!
Då wo er hearkennt isch,
då kinnt å heind no
sei Våt´r aus´m Gåschthaus
mit am Mords-Trumm-Suud!

Då wo er hearkennt isch,
håt er a Muatter khåt,
dia håt den b´soffna Våt´r dribr´glåt,
daß er d´Kind it schlågt - Ohh!

UND ER HÅT SO SCHNALL GLERNA ...

Ref: Wer verletzt wird, wird verletza,
und wer gschlågt wird, schlågt!
Wer verhetzt wird, wird verhetza
und dann kinnt a Führer,
der ihn verführt - und er marschiert!

3. Då wo er herkennt isch,
då heart ma heind no:
Dia Tschuscha und dia Türgga
nehma ins´r Årbeit weck!
Då wo er hearkennt isch,
då sei å heind no
Fraua und Neger und Juda der letzte Dreck!

Und dann isch oaner kennt,
der håt an Schmäh v´rzählt:
Ausländer raus und nur, wås Deutsch isch, zählt -
den houba ålla gwählt - Ohh!

UND ER HÅT SO SCHNALL GLERNA ...

Und er marschiert

1. Da wo er hergekommen ist,
da hängt auch heute noch
zuhause im Herrgottswinkel ein Hitlerbild.
Da wo er hergekommen ist,
da sagt man heute noch:
Das, was der Adolf damals getan hat,
ist doch halb so wild!

Da wo er hergekommen ist,
da hat es einmal einen gegeben,
der hat eine eigene Meinung gehabt,
den hat man zusammengeschlagen - Ohh!

UND ER HAT SO SCHNELL GELERNT,
HAT DAS SPIEL SO SCHNELL KAPIERT!
UND HEUTE SCHLÄGT ER ZURÜCK -
UND ER MARSCHIERT!

2. Da wo er hergekommen ist,
da sagt man heute noch
zu einem, der zuviel verlangt: So ein Jude!
Da wo er hergekommen ist,
da kommt auch heute noch
sein Vater aus dem Gasthaus
mit einem Riesen-Rausch!

Da wo er hergekommen ist,
hat er eine Mutter gehabt,
die hat den besoffenen Vater drüber gelassen,
daß er die Kinder nicht schlägt - Ohh!

UND ER HAT SO SCHNELL GELERNT ...

Ref: Wer verletzt wird, wird verletzen,
und wer geschlagen wird, schlägt!
Wer verhetzt wird, wird verhetzen
und dann kommt ein Führer,
der ihn verführt - und er marschiert!

3. Da wo er hergekommen ist,
da hört man heute noch:
Die Tschuschen und die Türken
nehmen unsere Arbeit weg!
Da wo er hergekommen ist,
da sind auch heute noch
Frauen und Neger und Juden der letzte Dreck!

Und dann ist einer gekommen
und hat einen Schmäh erzählt:
Ausländer raus und nur, was Deutsch ist, zählt -
den haben alle gewählt - Ohh!

UND ER HAT SO SCHNELL GELERNT ...

Und er marschiert

Zu Weihnachten 1992 gab es auch in Reutte im Außerfern eine Lichterkette gegen das Ausländer-Volksbegehren der FPÖ.
Man hat uns damals gebeten, ein Lied zum Thema "Neonazis" zu schreiben. Doch wie geht man dieses Thema an? Einfach zu singen "Alle Neonazis sind Arschlöcher" ist sicher der falsche Weg - man ist dann ja genauso hetzerisch, schwarz/weiß-malerisch und vereinfachend wie die Hakenkreuzler selber!

Also haben wir uns die Frage gestellt: Woher kommt denn so ein Neonazi? Er ist nicht vom Mond, hat sich nicht aus der Vergangenheit "hergebeamt" - er ist mitten unter uns aufgewachsen! Man sollte sich vielleicht fragen: Wie sah es bei ihm zu Hause aus, was hat er dort alles erlebt, gehört, gesehen? Als junger Mann am Stammtisch hat er wahrscheinlich gut zugehört - und was momentan an manchen Stammtischen wieder zu hören ist, da sind die Neonazis manchmal noch recht harmlos dagegen.
Wirklich gefährlich wird es jedoch, wenn diese Stammtisch-Blödheiten von Politikern ganz offiziell über die Medien verbreitet werden. Denn wenn so ein Politiker mit kleinen Wort-Knüppelchen auf Gruppen wie Ausländer, Asylanten oder Flüchtlinge losgeht, dann fühlt sich der Neonazi, der das beobachtet, natürlich geradezu dazu aufgerufen, einen richtigen Knüppel in die Hand zu nehmen und drauflos zu schlagen.
Und Haider malt Zielscheiben auf Menschen. Danach braucht er sich die Hände nicht mehr schmutzig zu machen. Die Briefbomben, die täglichen Beleidigungen, Diskriminierungen und Stänkereien braucht er dann nicht mehr persönlich vorzunehmen. Ja nicht einmal die Gesetze muss er selber schaffen, das erledigen die Regierungsparteien in vorauseilendem Gehorsam!
Ziemlich eindeutiges Schauspiel, das dem im Lied erwähnten Neonazi hier geboten wird - oder?
Aber auch wir braven Durschnittsbürger dürften ihn ziemlich beeidruckt haben. Da gibt es so viele kleine Alltagsfaschismen, die uns gar nicht mehr auffallen. Unsere Sprache verrät uns:
Wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, dann ist es "getürkt". Was würden wir wohl sagen, wenn man in Frankreich zu zwielichtigen Vorgängen "geösterreichert" sagen würde? Und bei uns im Lechtal ist es heute noch üblich, einen Gechäftsmann, der überhöhte Preise hat, als "Juden" zu beschimpfen. Das Wort "Jude" als Schimpfwort - für mich war das als Kind etwas ganz Normales, man hört es aber auch heute noch.

Daran sieht man, dass die Nazis vor sechzig Jahren ziemlich gründliche Arbeit geleistet haben im Ausgrenzen, Sündenböcke stempeln.
Und wenn die Gefahr besteht, dass die Zeiten wieder ein wenig schwieriger und enger werden, dann werden wieder Sündenböcke gesucht. Und Verführer-Typen wie Haider&Co. bieten uns diese Sündenböcke heute wieder in schwarz-weiß-malerischer Manier an.
Und hinter diesen modernen Rattenfängern marschieren nicht nur die Neonazis im Geiste mit!

Hoamat oder so

Toni und Peter
Toni und Peter

Metin Meto
Metin Meto